Das Zollhaus und die Sinser Brücke
Die alte Sinser Reussbrücke ist 1997 zum Rad- und Gehweg ausgebaut worden.
Das Restaurant Zollhaus mit seinem grossen Vorplatz hat an Attraktivität gewonnen,
seit der Verkehr über die neue Autobrücke geführt wird.
Beim benachbarten Landwirtschaftsbetrieb / Gärtnerei findet man ein breites Angebot an Blumen und Gemüse.
Rest. Zollhaus mit Vorplatz
Brogge-Märt, Sins
Die Reussbrücke als Wirtschaftsfaktor
Tote Pilger fördern den Brückenbau
In der Nähe der heutigen Brücken bestanden vier Reussfähren zwischen Meisterswil und Mühlau. 1627 kam es zu einem tragischen Unglück. Wallfahrer, die nach Einsiedeln wollten, überluden die Fähre und brachten sie zum Kentern. 40 Pilger ertranken in den Fluten der Reuss.
Aufgrund dieses Unglückes kam erstmals der Bau einer Brücke zur Sprache. Luzern stellte sich aber gegen das Projekt von 1640. Es sah seine Zolleinnahmen in Gisikon gefährdet und fürchtete einen grösseren Einfluss Zugs im gemeinsamen Untertanengebiet der Freien Ämter.
Luzern wehrte sich
Wer sich in Zug gegen den Brückenbau äusserte, dem wurde, so beschloss der Rat von Zug, das Bürgerrecht entzogen. Die Brücke war nämlich wirtschaftlich interessant. Dadurch wurde Freiämter Getreide fortan in Zug am Markt feilgeboten, und nicht mehr, wie bis anhin, in Luzern. Die Brücke wurde gegen den Widerstand Luzerns gebaut, 1641 war sie nach 16-monatiger Bauzeit fertig. Sie war die einzige Brücke zwischen Gisikon und Bremgarten und dementsprechend von strategischer Bedeutung. Für die Restaurierung und den teilweisen Neubau im Jahre 1811 mussten die Hünenberger Eichenstämme, Sand und Kies liefern, dafür wurde ihnen der Zoll zur Hälfte erlassen. Das heute noch sichtbare Holzbogensystem mit einer Spannweite von 15 Metern stammt aus dieser Zeit.
Nutzlose Zerstörung
Im Sonderbundskrieg 1847 wurde die Reussbrücke zur Hälfte zerstört, um Generals Dufours Vormarsch zu verzögern. Das Zollhaus wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Geholfen hat die Zerstörung nichts. Keine zwei Wochen später unterschrieb Zug die Kapitulation, der Krieg war verloren, die Brücke aber kaputt. Eine Notbrücke wurde erstellt, bis 1852 der Ostteil wieder aufgebaut wurde. Deshalb besteht die Brücke aus zwei verschiedenen Teilen. Jeweils im Mai fand auf der der Brücke der "Maitlimarkt" statt, eine bunte Kilbi, zum letzten Male im Jahre 1860.
Kontrolle und Zoll
Ab 1842 ist ein regelmässiger Zollbezug von der Reussbrücke belegt. Der Zoller war jeweils vom Stadtrat von Zug gewählt. Von 1803 bis 1848, als die Binnenzölle generell abgeschaft wurden, gingen die Zolleinträge an den Kanton.
Die Brücke war mit einem Gittertor versehen, damit keine Zollhinterzieher und Schmuggler ohne Entrichten des Obolus durchkämen. Der Zoller konnte so auch Landstreicher, Bettler, Vaganten und dergleichen, wie es in einem Übereinkommen von 1812 heisst, zurückweisen. Torschluss war im Sommer um neun, im Winter um sieben Uhr.
Das Zollhaus südlich der Brücke wurde 1835 errichtet und steht am Ort eines Vorgängerbaus von 1718. Beim Einfall der Franzosen 1799 wurde es geplündert und verwüstet. 1938 bis 1943 diente das Zollhaus auch als erstes Büro der Raiffeisenbank Hünenberg.
Text: Industriepfad Lorze, unterstützt durch Nestle und Lego.com
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