Fotos: Josef Durrer, Hochdorf
Kirche und Konventbauten von St. Urban gehören zu den herausragendsten Zeugnissen der zisterziensischen Baukunst und Kultur in der Schweiz. Die barocke Klosteranlage ist von aussergewöhnlicher stilistischer Geschlossenheit und zählt zu den reifsten Verwirklichungen der vorarlbergischen Raumideen des 18. Jahrhunderts. Kirche und ehemalige Konventbauten verfügen über eine reiche Barockausstattung. Hierzu gehören das in einem weltlich-höfischen Stile geschaffene Chorgestühl wie auch der prunkvoll ausstaffierte Festsaal. Zusammen mit den um das ehemalige Kloster gelegenen Klösterhöfen vermittelt St. Urban auch einen seltenen Einblick in die agrarwirtschaftliche Bedeutung der Zisterzienserklöster. Dr. André Meyer, Luzern, ehem. Denkmalpfleger Zur Geschichte Gründung des Kloster ca. 1194 Der Ausbau des Klosters und die Festigung seiner Territorien und Rechte dürften rasch erfolgt sein und bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossen gewesen sein. Durch kluge Erwerbs- und Tauschpolitik gelang es dem Kloster, seinen Besitz im zentralen Herrschaftsgebiet abzurunden. Neben der Landwirtschaft unterhielt das Kloster auch Ziegelbauhütten, die nebst Ziegelsteinen und Bodenplatten im 13. Jahrhundert auch kunstvoll verzierte Reliefsteine und eigentliche Architekturwerkstücke herstellten. Die mittelalterliche Blütezeit umfasste den Klosterbau, den Aufbau einer bedeutenden Klosterbibliothek und wohl auch schon eine Klosterschule. Mit rund 35 Priestermönchen hatte der Konvent um die Mitte des 14. Jahrhunderts seine grösste Ausdehnung erreicht. Das Ende der Blütezeit markieren äussre und innere Begebenheiten. Einfall der Gugler 1374/75, welche das Kloster verwüsteten. Mängel im Klosterbetrieb und Führungsschwächen führten zur Misswirtschaft. Der kirchliche und kulturelle Aufschwung setzte erst unter Abt Ulrich Amstein (1588-1627) gegen Ende des 16. Jahrhunderts wieder ein. Ausdruck der wiedererstärkten Abtei war der Beginn der Barockkultur. Entscheidend für das Schicksal des Klosters im 18. Jahrhundert war sein Verhältnis zur Aristokratie. Die Niederlage der katholischen Orte im Sonderbundskrieg 1847, die damit verbundene Kapitualtion der konservativen Regierung Luzerns und die allgemeine Klosterfeindlichkeit führten 1848 zur Aufhebung des Klosters. 1870 kaufte der Kanton Luzern die Klostergebäude und errichtete 1873 eine Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke, Vorläuferin der heutigen psychiatrischen Klinik. (Text aus GSK, Schweiz. Kunstführer, Bern) Chorgestühl
1194 Gründung der Zisterzienserabtei 1195-1259 Bau der romanisch-gotischen Klosteranlage 13. Jh. Fabrikation reich dekorierter Backsteine 1407 St. Urban kommt unter Luzerner Landeshoheit. 1537 Reformationszeit: Abt erhält bischöfliche Rechte 17. Jh. Gegenreformation: Reformen, Barockisierung und Ausbau der Anlage 1711-1780 Gesamtneubau Kirche und Kloster ab 1740 Bau herrschaftlicher Gutshöfe in Klosternähe ab 1778 Musterschule für Landschulkinder ab 1813 Nach Revolutionszeit langsame personelle und wirtschaftliche Erholung 1848 Klosteraufhebung durch Luzerner Regierung seit 1873 Einrichtung der psychiatrischen Klinik des Kantons Luzern im zurückgekauften Konventgebäude. seit 1980 Bezug der Klinikneubauten 199x-199x Restauration Kirche und Orgel, Vorplatzgestaltung
Ehemaliges Zisterzienserkloster St. Urban